Herr Oehlrich, schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Legen wir los! Sie sind jetzt schon seit 18 Jahren Dozent an der accadis. Wie würden Sie Ihre Zeit hier in ein paar Worten beschreiben?
“Für mich ist der persönliche Kontakt besonders wichtig. Ich finde es sehr schön, dass man sich hier an der accadis kennt und sich nicht in einem „anonymen Bereich“ befindet. Außerdem schätze ich die gute Organisation der Hochschule sehr. Wer schon einmal an anderen Hochschulen gelehrt hat, weiß, wie schlechte Vorlesungsräume oder schlechte Studien- und Zeitplanung aussehen kann. Das ist hier definitiv nicht der Fall.”
Was ist für Sie die größte Herausforderung als Dozent?
“Am Ende ist die größte Herausforderung, dass ich meine Vorlesungen so gestalte, dass die Studierenden die Klausur bestehen. Das ist das Wichtigste, denn man kann ja nicht einfach das Niveau der Klausur senken. Wir müssen ja schauen, dass die Leute etwas gelernt haben. Auch wenn es vielleicht einmal in einem Kurs vorkommt oder ich mitbekomme, dass Einzelne mit dem Stoff nicht mitkommen, muss ich dafür sorgen, dass sie es in der Klausur können und in der Lage sind, diese zu bestehen. Das ist die Herausforderung und zugleich das, was mir Spaß macht: Dass man die Studierenden kennt und im Verlaufe ihrer Zeit an der accadis sagen kann, die haben wirklich etwas gelernt und vielleicht habe ich selbst ein bisschen etwas dazu beigetragen.”
Was ist das Witzigste oder Kurioseste, was bei Ihnen in den Vorlesungen passiert ist?
“Ich hatte einmal eine Studentin, die sich aus Langeweile in meiner Vorlesung ihre Kugelschreiber in ihre Nase und Ohren gesteckt hat. Das ist natürlich dann schwierig für einen Dozenten, die Vorlesung ruhig weiter zu führen, wenn man so etwas sieht. Auf der anderen Seite hatte ich mal jemanden in der Vorlesung sitzen, der einem anderen eine Flasche Wasser übergekippt hat. Das hat vermutlich keine bleibenden Schäden hervorgerufen, aber ich fand das auch nicht sehr nett.”
Wussten Sie während ihrer Zeit als Student bereits, dass Sie einmal Dozent werden wollen?
“Als Student hätte ich nicht gedacht, dass ich später einmal in der Lehre lande. Ich habe es immer interessant gefunden, dachte aber nicht, dass es etwas für mich wäre. Ich bin eher zufällig neben meiner Tätigkeit als Unternehmensberater vor 18 Jahren zur accadis gekommen und habe dann immer mehr Fuß gefasst, da ich immer mehr Spaß daran gefunden habe. Geplant hatte ich es jedoch nicht.”
Lesen Sie gelegentlich beim Korrigieren von Klausuren Antworten, bei denen Sie anfangen müssen zu lachen?
“Gut, wenn jetzt jemand durchfällt, kann ich natürlich nicht darüber lachen. Manchmal kommt es allerdings vor, dass Studenten eine halbe Seite darüber schreiben, warum sie die Frage nicht beantworten konnten oder dass es ihnen leid tut, dass die Aufgabe aus Zeitgründen nicht mehr lösen konnten. Über Ausreden dieser Art kann man dann schon einmal lachen. Das kommt aber eher seltener vor. Die meisten nehmen die Klausuren ja ernst und haben auch keine Probleme in der Klausur.”
Was darf bei Ihnen nicht fehlen, wenn Sie morgens aus dem Haus gehen?
“Ganz klar: Meine Papierfolien, die ich für die Vorlesungen nutze. Das wird auch gerne mal bei den Abschlussfeiern von den Studierenden angesprochen. Wenn ich hier ohne Laptop in die Vorlesungen gehe und auf Basis dieser Folien die Vorlesungen halte, darf ich sie natürlich nicht vergessen. Alles andere ist nicht so wichtig.”
Welches Modul hat Ihnen in Ihrer Studienzeit am meisten Probleme bereitet?
“Das war dummerweise die Finanzwirtschaft. Das lag aber eher daran, dass die Klausuren nichts mit der Vorlesung zu tun hatten. An meiner Uni konnte man sich in die Vorlesung setzen und aufmerksam mitarbeiten und trotzdem die Klausur nicht bestehen. Das lag daran, dass die Klausuren nicht immer von den Dozenten gestellt wurden, die die Vorlesungen hielten. Die Klausuren waren dann zum Teil ganz anders als die Vorlesung. In diese Falle bin ich leider am Anfang getappt und war dann auf manche Fragen gar nicht vorbereitet.”
Vielen Dank für das Interview Herr Oehlrich!
Benedict Gribbin und Alexander Stanzel
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